Donnerstag, 25. Oktober 2012

Wenn Langeweile töten könnte...



Aktuelles Titellied: NIRVANA - Smells Like Teen Spirit

>>Nevermind!<<
Josh

Ort: In meinem Zimmer
Wer: Lillith, Josh und ein paar Marshmallows als Nebendarbsteller


Kann man ersticken, wenn man zu lange an einem Ort eingesperrt ist? Ist ein Mensch dazu fähig an Langeweile zu sterben? Auf dem Bauch liege ich in meinem Bett und schlage mit den Beinen wieder und wieder auf die Bettdecke. Meine Hand gleitet in die halb volle Tüte Marshmallows. Eine Weile drücke ich gedankenverloren auf dem rosa Ding herum, dann schreit es. „Hilfe! Hilfe! Iss mich! Schneeeell!“, da ich es ja nicht um sonst quälen möchte (jaha heute bin ich nicht im Mörderfeeling), stecke ich es mir schnell in den Mund.
With the lights out, it's less dangerous
Here we are now, entertain us
I feel stupid and contagious
Here we are now, entertain us
Kurt Cobains raue Stimme erfüllt den Raum. Wieder und wieder laufen die CDs rauf und runter. Ja verdammt, ich bin noch einer dieser altmodischen Menschen, die sich 1.50m hohe Boxen ins Zimmer stellen, womit sie eine ganze Straße beschallen könnten. Ich bin noch einer der Menschen, die Regalwände voll CDs haben, von Hardcorepunk über Heavy Metal bis hin zu Fuck-Deutsch-Kuschel-Rock.
Hello, Hello, Hello, How Low
Hello, Hello, Hello, How Low
Hello, Hello, Hello, How Low
Hello, Hello, Hello
Wie in Trance stecke ich meine Hand in die Tüte, lausche der Musik und wenn Cobains Stimme verklingt, taste ich nach der Fernbedienung meiner Anlage und drücke auf replay. Wieder und wieder. Den ganzen Tag. Ja klar, sich stehe auch Nirvana. Ich liebe Kurt Cobain und über meinem Bett hängt sein Gesicht, aber wenn man den ganzen Tag, bis jetzt sieben Stunden da liegt und immer nur die gleiche Musik hört, wird auch das irgendwann langweilig.
Es sind stets zirka zwei Sekunden zwischen den Liedern.
He's the one
Who likes all our pretty songs
And he likes to sing along
And he likes to shoot his gun
But he don't know what it means
Don't know what it means when I say aahh ...

We can have some more -- nature is a whore
Bruises on the fruit -- tender age in bloom

In Bloom! Ein verdammt guter Song, wirklich! Erneut stopfe ich mir einen rosanen Marshmallow in den Mund, ich mag die rosanen am liebsten und auch wie bei den beide vorherigen verspüre ich den Drang zu kotzen. Mich zu übergeben, weil ich den gesamten Tag da liege und esse. Ich fresse eine Tüte nach der anderen leer.
Shit!“, ich sehe wie meine vitage-achtloch-Dr.Martens an die gegenüber liegende Wand knallen und auf den Boden fallen, direkt auf einen alten Ballettschuh. Ich verdrehe die Augen und vergrabe mein Gesicht in meiner Bettdecke.
Ich will schreien, doch irgendwie habe ich dieses Gefühl, wenn ich dem Drang nachgebe, wird mir übel, HA, weil mir ja noch nicht übel ist, nein gar nicht. Ach geliebte Ironie. „Geht's dir noch gut?“, die sonst so bekifft, stoned, gechillte Stimme von Josh dringt an mein Ohr, sie ist schärfer als sonst. Josh ist mein Bruder, naja fast, der Sohn von Mamas Typ. Ralf ist okay, Zahnarzt, Mama liebt ihn, soll sie doch glücklich sein. Und mit Ralf war eben auch Joshua in mein Leben getreten und wohnte bis jetzt in ihm. „Willst du?“, frage ich ohne aufzusehen und halte ihm die fast leere Tüte hin. Er greift hinein, „Soll ich grün oder pink ne-“, ich lasse ihn den Satz nicht beenden, „GRÜN!“, schreie ich beinahe und merke wie er sich neben mich aus Bett legt, „Wie viele hast du heute schon gegessen?“-“Keine Ahnung.“, ich sehe zu ihm und schnappe mir einen weiteren pinken, „Ich weiß nur, dass wenn ich den esse, ich kotzen muss.“, er lacht leicht auf, „Dann lass' es doch.“-“Sag mal spinnst du?“, frage ich gespielt beleidigt und lasse das Ding in meinem Mund verschwinden. „Was hast du gemacht?“, frage ich und setze mich in den Schneidersitz, „Gelernt, du?“, Josh studiert Medizin müsst ihr wissen, nichts für mich. Klar, ich steh auf Saw und kann auch Blut sehen, aber als Job in Leuten rum zu stochern, die danach noch leben sollen, finde ich nicht ganz so passend. „Mhm, gestorben. Drück mal auf repeat.“, weise ich ihn an, er grinst, dreht sich um und Kurt Cobain erklingt erneut, ich drehe den Sound noch weiter auf.
Sie nervt wieder.“, meint er und deutet auf die Anlage, natürlich meint er nicht die Musik, er meint meine Mutter. Ich verdehe die Augen.
Scheiße man, ich kann mich in diesem Haus einfach nicht frei entfalten!“, gebe ich von mir und lasse mich resignierend mit dem Gesicht auf die Bettdecke klatschen. „Nevermind, Kleine.“, sagt er und schiebt sich einen Grünen in den Mund.
Und Nevermind läuft weiter.





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