>>Ein Mann kann anziehen,
was er will - er bleibt doch nur
ein Accessoire der Frau.<<
Ich stand da, allein und wartete. Wartete auf ihn. Er wollte mich abholen, abholen wollte er mich. Er würde kommen. Würde er, oder? Unsicher sah ich auf meine Armbanduhr. Er musste kommen, hatte er es doch versprochen. Versprochen hatte er es, aber was waren Versprechen noch wert in dieser gehetzten, lauten Welt? In einer Welt, durch die jeder drch rannte, den Blick nach vorne gerichtet; blind für Wunder. Die Menschen waren für Wunder blind, sie sind zu konsumorientiert, zu ehrgeizig, zu perfekt. Es ist das Streben nach Macht und nach Geld und nach Sex, welches unsere Spezies gefickt hat. Wer Geld hat, hat Macht. Wer Macht hat, hat Frauen. Wer Frauen hat, hat Sex. Und doch wird es immer die Frau bleiben, die strahlt. Ein Gentleman würde nie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sodass seine Begleitung im Hintergrund steht.
Würde er gentle sein?
Sich zurück halten und mich seinen Freunden präsentieren?
Vielleicht - vielleicht auch nicht.
Er war schon zu spät. Zehn Minuten, elf. Wusste er nicht, wie sehr ich Unpünktlichkeit zum Kotzen fand? Erneut, bereits zum fünften Mal in dieser Minute tastete ich nach dem Messer an meinem Oberschenkel. Dem Pfefferspray in meiner Jackentasche, man kann ja nie wissen. Es ist ja nicht so, dass ich mich anders nicht verteidigen könnte, aber Vorsicht ist doch bekanntlich die Mutter der Porzellankiste. Wieder blickte ich auf das Ziffernblatt meiner Uhr, als sich große, stake Hände auf mein Gesicht legen. Hände, die sich perfekt meinen Brüsten anpassen würden. Ich lächel und fahre mit meiner Hand an seine Finger. "Wollen wir?", seine Stimme ist so rau, so männlich, dicht an meinem Ohr. Ich spüre seinen Atem auf meiner kalten Haut. Ruhig, gleichmäßig. "Du bist zu spät.", flüstere ich und drehe mich um, sehe auf zu ihm. Seine Nasenflügel ziehen mich in ihren Bann, seine sinnlichen Lippen verführen mich. Diese Lippen möcht' ich küssen. "Psst.", macht er und legt mir seinen Zeigefinger auf die Unterlippe, "Lieber spät als nie.", höre ich ihn noch sagen, bevor er sich vorbeugt und leicht mit seinen Lippen die meinen streichelt. Ich spüre seine Hand in meinem Haar, perfekt wie sie sich meinem Kopf angepasst hat. Ich lächel. "Ja, lass uns gehen."
Und er war gentle. Und er hat mich starheln lassen. Er war einfach so perfekt.
